Norgau / Kreis Fischhausen
Auch dieses schöne Bauerndorf soll nicht vergessen werden, und so will ich versuchen, einiges zu berichten.
Ich habe in Norgau auf dem Hof meines Onkels August Möhrkke meine Schulferien verlebt und erinnere mich gern der schönen Zeiten, die ich dort verbrachte. Dicht bei unserem Hof lag der des Bauern Pokar, rechts die Höfe der Bauern Reimer, Hundrieser, Rodde und Huuck, dazwischen die Schmiede von Meister Philip. Am Ende des großen, von Weiden umsäumten Dorfteiches lag das Armenhaus, die Gastwirtschaft Gallowski, der Bauernhof Herrmann und das Grundstück von Frau Steinort. Der Medlersche Hof lag etwas abseits der Dorflage. In unserer Nähe stand die neuerbaute moderne Schule. Die letzten Lehrer waren die Herren Gaedtke und Rieckmann.
Besonders reizvoll für mich war der große Dorfteich mit dem vielen Wassergeflügel des Dorfes im Sommer. Im Winter, wenn die Eisdecke stark genug war, vergnügte sich auf ihm die Dorfjugend, jeder auf seine Art. Ein Ereignis besonderer Art war das Abfischen des Teiches. Mit Wasser gefüllte Wannen und Waagschalen standen am Ufer, um die Ausbeute an Hechten, Karpfen und Schleien aufzunehmen oder sie an Interessenten zu veräußern.
Machten wir einen kleinen Spaziergang Richtung Compehnen und schauten auf unser Dorf zurück, so sahen wir, daß es in einem Tal gelegen war. Ein Stückchen weiter waren die „Totenfichten“. In diesem Wäldchen war der Familienfriedhof der Barone von der Goltz, Compehnen und Kallen, ein Plätzchen himmlischer Ruhe. Nur durch einen Fahrweg getrennt lagen die Gräber der Gefolgschaftsmitglieder der Güter. Sehr gern habe ich diese Ruhestätten besucht. Ergreifend und feierlich war es, wenn Herr Pfarrer Paluk – Thierenberg – am Himmelfahrtstag dort einen Frühgottesdienst hielt.
Es war wohl die schönste Zeit meines Lebens: Die Ferienwochen bei meinem Onkel in Norgau. Nie kann und werde ich sie vergessen.