Norgau – Medvedewo heute
Die deutsche Geschichte Norgaus endete durch die Besetzung der Roten Armee in der Nacht vom 13. auf den 14.April 1945. Viele Gebäude waren durch die Kämpfe beschädigt. Bis zum Sommer 1947 hielten sich in Norgau nur russische Soldaten und einige Einheimische auf. Dann wurde eine Kolchose gegründet und im November 1947 musten die letzten Deutschen Norgau verlassen.
Das ist, neben dem Rest eines Stallgebäudes von Bauer Huuck, dass letzte Gebäude aus deutscher Zeit. Es gehörte Frau Gallowski. Im Dachgeschoss fand früher die Sontagsschule der Baptisten statt. Das Haus befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Die alte Frau, die dort laut eigener Aussage seit 1948 gewohnt hat, ist inzwischen verstorben. Heute wohnen dort ihre beiden alkoholabhängigen Söhne. Man sollte sich dem Gebäude deshalb nur mit der gebotenen Vorsicht nähern.
Alle anderen Gebäude aus deutscher Zeit, wurden nach Aussagen der dort lebenden Russen, in den 50iger Jahren abgerissen. Die Gründe dafür konnte niemand nennen.
Wurde die Kolchose Anfang der neunziger Jahre noch bewirtschaftet, so bietet sie heute, wie wohl überall im Königsberger Gebiet, einen trostlosen Eindruck. Fast alle Maschinen sind kaputt. Die Schweinemast wird zwar noch betrieben, aber da die Tiere sich nicht verkaufen lassen, bekommen die Bewohner keinen Lohn. Jede der 5 dort lebenden Familien ist nur noch damit beschäftigt sich selbst zu versorgen.
Die Kolchose ist heute privatisiert. Die Königsberger Waggonfabrik, zu der sie ursprünglich gehörte, hat sie zum Ausgleich von Schulden an eine Sibirische Ölgesellschaft verkauft. Diese wiederum verkaufte sie an den heutigen Besitzer.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir bei unserer nächsten Reise 2001, dort noch viele Menschen vorfinden werden. Alle russischen Bewohner die Initiative gezeigt haben an den dortigen Zuständen etwas zu ändern, sind inzwischen nicht mehr dort.