Die Gemeinde Kraam
Hans-Georg Klemm
Wenn man von Rauschen aus dem Katzebach landeinwärts folgt, kommt man nach etwa 5 km zu dem Dorf Kraam. Es ist die bedeutendste Ortschaft in diesem Gebiet. Zur Gemeinde Kraam gehören die Orte und Güter Klycken, Plautwehnen, Plinken und Pokalstein. Nach der Erhebung vom 1.3.1939 hatte die Gemeinde eine Fläche von Rund 1539 ha und 550 Einwohner.
Um 1730 gab es in Kraam eine Königliche Schule zu der auch die Kinder aus Syndau gehörten, während Klycken damals nach Weidehnen eingeschult wurde. Zu dieser Zeit bestand noch westlich von Kraam das Königliche Chatoulgut Schnarlings, das ebenfalls zum Schulbezirk Kraam gehörte. Die Schule wurde etwa 1936 erneuert. Die Orte der Gemeinde gehören zum Kirchspiel St. Lorenz.
Die Orte der Gemeinde
Der überwiegende Teil der Menschen in den Orten der Gemeinde lebten als Besitzer oder Landarbeiter von der Landwirtschaft. Die Größe der Güter lag bei 200 ha. In Orten mit moorigem Gelände wurde zusätzlich Torf abgebaut. In Plinken befand sich eine Ziegelei. Die Nebenerwerbssiedler arbeiteten in den Handwerksbetrieben, beim Straßenbau u. ä.
Zu Kraam wurden bereits 1407 dem Sagawde (Sager) 3 1/2 Haken Land im Felde Wissebytten verliehen. 1413 erhielten Andreas Crone, 1459 Hans Jan und 1468 Schlode dort ebenfalls je 3 1/2 Haken Land verschrieben. Hier ist nun zu vermuten, daß Andreas Crone der Namensgeber für die Ansiedlung wurde. Die Schreibweise wechselte im Laufe der Jahrhunderte über Crome bis Craam und 1936 zu Kraam. In sehr früher Zeit muß auch bereits der Krug entstanden sein, denn bereits 1480 wird einem Simon die Handfeste über den Krug erneuert und er erhält dazu 2 Haken Länderei in Plawten (Plauwehnen). Die Besitzer waren samländische Freie, sie hatten für den Orden Kriegsdienst zu leisten und konnten ihren Besitz vererben.
1785 war Kraam ein Kölmisches Dorf mit 12 Feuerstellen. Durch die Familiengeschichte von Frau Eva Koeve, geb. Morr, deren Vorfahren fast 200 Jahre in Kraam ansäßig waren, ist die Folge der Besitzer nahezu lückenlos bekannt.
Um 1939 bestanden noch die Güter von Dagott, Düsing und Unruh, später Richau. Das Gasthaus war lange Zeit im Besitz der Familie Eggert und wurde etwa 1939 vom Ehepaar Böhm übernommen. Ferner gab es einige Handwerksbetriebe und eine Hühnerfarm im Ort. Zu dieser Zeit wurden auch einige Siedlungshäuser mit kleiner Landwirtschaft und Häuser für die Straßenwärter gebaut.
Pokalstein ist der älteste Ort in der Gemeinde. er wird bereits 1305 als Pelekalxsten genannt. 1785 war Pokalstein ein Kölmisches Dorf mit 7 Feuerstellen. Es gab ursprünglich 3 Freigüter, die um 1900 zusammengefaßt wurden und der Familie Legien gehöärten. Um 1930 gab es dort die Güter von Heinicke und Janczyk. Heinicke betrieb neben der Landwirtschaft im Pokalsteiner Moor ein Torffabrikation. Diese Moor besaß eine für Botaniker interessante Flora. 1937 hatte der Ort 162 Einwohner.
Plautwehnen wurde 1331 erstmals als Plawtowin erwähnt. Auch dieser Ortsname hat in den Jahrhunderten zahlreiche Veränderungen erfahren: Blautyn, Plautwein, Blautehnen, um nur einige zu nennen. 1785 wird es als Kölmisches Dorf mit 6 Feuerstellen genannt. Bereits um 1900 gehörte es als Gut der Familie Heister. 1937 gab es dort 56 Einwohner.
Plinken wird erstmals 1495 als Poplinken erwähnt. 1785 nennt Goldbeck ein Kölmisches Gut mit 4 Feuerstellen. Im 19.Jahrhundert gehörte Plinken längere Zeit dem Baron von Printz. Er war zuvor Bildhauer und hat besonders Tierskulpturen geschaffen. Eine Löwentötergruppe stand in seinem Park. Um 1900 gehörte Plinken der Familie Uecker, die auch noch 1930 genannt wird. Neben dem Gut wurde eine Ziegelei betrieben. 1937 hatte Plinken 69 Einwohner.
Klycken ist erst relativ spät entstanden. Der Ort wird 1491 erstmals als Clicken erwähnt und 1785 wird er als Kölmisches Gut mit 2 Feuerstellen angegeben. Um 1813 gehörte es einem Richau, der als Abgeordnerter an der Sitzung der Stände in den Freiheitskriegen teilnahm.
Seit etwa 1900 gehörte Klycken der Familie Scharffetter. Um 1930 wurde das Gut in mehrere Bauernhöfe und Siedlungen aufgeteilt. Das ehemalige Gutshaus wurde für mehrere Jahre zu einem RAD-Lager für Maiden. 1937 hatte Klycken 73 ständige Einwohner.
Die weitere Entwicklung seit 1945
Nach einem kurzzeitigen Durchbruch der Roten Armee Anfang Februar 1945 wurde das Gebiet am 15.April 1945 endgültig besetzt. Die Bewohner waren entweder geflohen oder mussten nun in der Folgezeit auf den Sowjetkolchosen in Syndau oder Regehnen unter schwersten Bedingungen arbeiten. 1947 trafen die ersten Familien aus der Sowjetunion ein. Dadurch wurden die deutschen Arbeitskräfte nicht mehr benötigt und es begann ab Herbst 1947 die Ausweisung.
Seitdem sind die Gebäude in den Ortschaften verfallen oder die Orte sind verschwunden. Zu den heutigen Bewohnern bestehen nur sehr geringe Kontakte. In Kraam beginnt inzwischen auf Initiative der Bewohner, eine kulturelle Arbeit für Frauen und Kinder, die sich auch sehr für die deutsche Vergangenheit des Ortes interessiert. Diese Arbeit wird in Deutschland von verschiedenen Personen und Organisationen, darunter auch die Kreisgemeinschaft Fischhausen, unterstützt.